Kompass

Modernster Ortungs- und Navigationstechnologien zum Trotz ist der Kompass noch immer ein unerlässliches Instrument. Jedes Smartphone verfügt über einen Magnetsensor und eine Kompass-App, und so geht gern vergessen, welch enorme Bedeutung der Kompass in den vergangenen Jahrhunderten für Geografie und Kartografie, See-, Luftfahrt und Astronomie hatte. Open Data sei Dank stehen uns die oft prachtvoll ausgestatteten Geräte der Vergangenheit in Form hoch auflösender Bilder zur Verfügung, aber Fotos geben uns keinen Eindruck von der einstigen Funktion. Das lässt sich ändern.


Bussole, 19. Jahrhundert, Sammlung wissenschaftlicher Instrumente und Lehrmittel, ETH Zürich.

Die Sammlung wissenschaftlicher Instrumente und Lehrmittel der ETH Zürich hält umfangreiches Bildmaterial bereit, unter anderem eine Bussole aus dem 19. Jahrhundert, deren Foto lizenzfrei und damit für jedweden Gebrauch zur Verfügung steht. In nur 50 Zeilen Code lässt sich dieser Kompass auf dem Smartphone wieder zum Leben erwecken. Auf dass die prachtvolle, handgemalte Windrose uns auch heute noch den Weg weise.

 

WC-Ente

Wer hat’s erfunden? Ein Schweizer natürlich – und zwar die WC-Ente, der Reiniger, der dank dem gebogenen Flaschenhals auch versteckte Stellen der Toilettenschüssel erreicht. Die WC-Ente ist eine Design-Ikone des 20. Jahrhunderts. Mein neuer Beitrag auf Radio SRF 2 Kultur.

 

Glocke

Glocken bestehen aus Bronze, und Bronze ist ein hartes Metall, das auch in der Industrie sehr gefragt ist. Deshalb haben Glocken auch eine dunkle Geschichte. Mein neuer Beitrag auf Radio SRF 2 Kultur.

 

Theriak

Schnupfen, Husten, ein Kratzen im Hals? Bei Erkältungen greifen wir, moderner Forschung sei Dank, zu Medikamenten. Im Mittelalter hiess diese Arznei oft «Theriak», und dieses «Theriak» hat eine illustre Geschichte. Mein neuer Beitrag auf Radio SRF 2 Kultur.

 

Kursivschrift

Wenn wir in einem geschriebenen Text einzelne Wörter hervorheben wollen, dann setzen wir sie kursiv. Kursivschrift hat eine lange Geschichte, und ihre Erfindung steht ganz am Anfang der Renaissance und des Humanismus. 100 Sekunden Typographie- und Kulturgeschichte: Mein neuer Beitrag auf Radio SRF 2 Kultur.


Das Onlinegame «Letterjongg» mit den ersten kursiven Lettern der Geschichte, programmiert anlässlich des Swiss Open Cultural Data Hackathon (26.-28. Oktober 2018 im Schweizerischen Nationalmuseum in Zürich, Projektdokumentation im Wiki von Open Data Schweiz).

 

Mann im Mond

Der Mann im Mond hat eine Vorliebe für unendliche Brüche. Pro (tropisches) Jahr durchläuft der Erdtrabant rund 12.37 volle synodische Zyklen (von Neu- bis Neumond). Ganz genau sind es deren 12.3682662622047, und will man dieses Verhältnis mit Zahnrädern abbilden (etwa für meinen digitalen Lunisolarkalender «Meton» oder meinen mechanischen Mondphasenrechner), dann ist das Entwickeln eines möglichst günstigen Getriebes eine knifflige Sache.

In der Annahme, für die genaue Berechnung der Mondphasen müsse sich ein kompaktes Zahnradgetriebe finden lassen, habe ich mir meinen eigenen Getrieberechner gebaut. Die Prämissen:

  • ein Getriebe mit vier Zahnrädern, um eine konzentrische Anzeige zu erreichen,
  • mindestens 14 Zähne pro Rad (um sogenannten Unterschnitt zu vermeiden),
  • höchstens 100 Zähne pro Rad (um das Getriebe so kompakt wie möglich zu halten), sowie
  • eine Abweichung von weniger als einem Tag in 1000 Jahren.

Tatsächlich benötigt eine solche Getrieberechnung nur wenige Codezeilen:

    const ratio=12.3682662622047/2; // Zielverhältnis
    const min=14; // Minimum Zähne
    const max=100; // Maximum Zähne
    let diff=ratio;
    let gear=[]; // Übersetzungen
    for (let i=min; i<max; i++) {
      for (let j=min; j<max; j++) {
        for (let k=min; k<max; k++) {
          for (let l=min; l<max; l++) {
            x=Math.abs(i/j*k/l-ratio); // Differenz
            if (x<diff || (x==diff && Math.max(i,j,k,l)<Math.max(...gear))) { // grössere Präzision bzw. kleinere Zahnräder
              diff=x;
              gear=[i,j,k,l]; // Getriebe
            }
            y=Math.floor(Math.max(...gear)/2); // grösster Faktor

          }
        }
      }
    }
    for (let m=y; m>min; m--) { // kürzen
      if (gear[0]%m===0 && gear[1]%m===0) {
        gear[0]/=m;
        gear[1]/=m;
      }
      if (gear[2]%m===0 && gear[3]%m===0) {
        gear[2]/=m;
        gear[3]/=m;
      }
    }
    console.log(gear); // optimales Getriebe

Das auf diese Weise ermittelte Zahnradgetriebe weist die Übersetzung 3923 × 6217 (Mondphasen) bzw. 6417 × 8223 (Sonnen- und Mondfinsternisse) auf. Damit habe ich meinen digitalen Mondrechner optimiert: «Meton II» berechnet die Mondphasen nun mit einer Abweichung von lediglich 51,5 Sekunden pro Jahr (oder einem Tag in 1678 Jahren). Die Eklipsenrechnung ist mit 6,7 Sekunden Abweichung pro Jahr (oder einem Tag in 12 879 Jahren) gar noch präziser.

Weil's der Mann im Mond, trotz komplizierter Brüche, eben genau wissen will.


Virtuell mechanischer Mondphasen- und Eklipsenrechner «Meton II».

 

Hans-Rudolf Weibel †

Und meine Seele spannte
Weit ihre Flügel aus,
Flog durch die stillen Lande,
Als flöge sie nach Haus.

Joseph von Eichendorff (1788–1857)

Hans-Rudolf Weibel
6. Juni 1936–9. September 2025

Vater, Lehrer, Offizier – und leidenschaftlicher Pianist: Sein ganzes Leben lang blieb Hans-Rudolf Weibel dem Klavier treu. Noch heute liegt auf seinem Flügel in Büren an der Aare ein Heft mit Noten des amerikanischen Jazzkomponisten und -Pianisten Duke Ellington (1899–1974). Vor sechs Jahren spielte ich als Bassist eines Jazz-Quartetts in der Basilique de Notre Dame in Fribourg ein spätes Stück des Duke, «Heaven». Möge es meinen Vater auf seiner letzten Reise begleiten.

 
 
 
 
 
 

3:47

Michel Weber (ts), Véronique Piller (p), Istvan Varga (dr), Thomas Weibel (b): «Heaven» (Duke Ellington, Sacred Concert No. 2, mp3), Église Notre Dame, Fribourg, 17. November 2019.

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